Homeoffice- zwei Seiten einer Medaille

Homeoffice- zwei Seiten einer Medaille

April 4, 2023 Blog 0

 

Seit März 2020 ist das Homeoffice für viele Berufe nicht mehr wegzudenken. Zeit, eine Bilanz zu ziehen über die zwei Seiten einer Medaille.

Wir kennen es mittlerweile fast alle: Morgens kein Stress mehr, ins Büro zu kommen. Nur duschen, anziehen, Kaffee kochen, Rechner anstellen, fertig. Kurzes checken der Lage. „Sind alle da? “ Dann werden die Arbeitsinhalte abgearbeitet.

Online Arbeiten ist ein Energiefresser! Es kostet anderthalbfach mehr an Energie als in Präsenz. Das ist inzwischen bekannt. Trotzdem dauern die Sitzungen, in denen wir meistens reglos sitzen und auf den Bildschirm starren, ewig lang. Oft jagt eine Online-Sitzung die nächste. Am Ende des Tages wissen wir nicht mehr, was wir geschafft haben.

Die Vorteile vom Homeoffice liegen ebenso auf der Hand:  Zeit- und Geldersparnis, freiere Koordination von privaten und beruflichen Verpflichtungen, in Ruhe ohne Ablenkung Dinge abarbeiten können etc..

Gleichzeitig lassen sich eine zunehmende Isolierung und Desozialisierung von Mitarbeitenden beobachten. Viele haben zudem Schwierigkeiten, ihren Tag zu strukturieren und auch mal abzuschalten. Die psychischen Erkrankungen steigen dramatisch an, insbesondere unter den jungen Mitarbeitenden. Auf der anderen Seite begegne ich im Coaching Führungskräften, die überfordert sind. Sie dringen mit ihrer Botschaft nicht mehr durch: Zu weit verstreut sind die Mitarbeitenden. Beziehungsarbeit findet oftmals nur noch online im Rahmen von meist anstrengenden Teamsitzungen statt. Teams treffen sich kaum noch persönlich. Das Geld für Teambuildingmaßnahmen wird eingespart. Obwohl sie gerade jetzt so wichtig wären. Oft höre ich: „Es läuft doch. Irgendwie.“ Was auf der Strecke bleibt und uns zunehmend auf die Füße fallen wird, wird beiseite gekehrt. Wir mögen kurzfristig Zeit und Geld sparen, aber die wichtigste Ressource Mensch gerät aus dem Blick.

Wir Menschen sind eben keine trivialen Systeme, sondern sehr komplex. Wir haben unterschiedlichste Bedürfnisse und Gefühle. Wir suchen den Kontakt, um uns im anderen zu spiegeln und um Bestätigung zu erhalten. Wir sin d und bleiben soziale Wesen, die ihre Identität auch über Gruppenzugehörigkeit und gemeinsames Erreichen von Zielen erleben. Die Dinge zwischendurch, die die Zusammenarbeit wertvoll und geschmeidig machen – eine Anekdote, ein gemeinsamer Kaffee, ein kurzer Bericht vom neuesten Kinofilm –  entfallen zunehmend.  Beziehung  wird digitalisiert. Kein Wunder, dass Kommunikation, Teamspirit und  Zusammenarbeit in Unternehmen eher schlechter als besser geworden sind.

Die Aufgabe von Führung ist daher mehr denn je, wieder den einzelnen Menschen und das Team in den Blick zu nehmen und dafür zu sorgen, dass es ausreichend Zeit für ein Miteinander gibt, das über die bloße Erledigung von Aufgaben hinaus geht. Gleichzeitig ist es essentiell, dass die Führungskräfte bei ihrer Arbeit unterstützt werden und ihnen Mut gemacht wird, die Beziehungsebene in den Vordergrund zu stellen.