Wird durch Corona alles beliebig?

Wird durch Corona alles beliebig?

Januar 7, 2022 Blog 0

Kürzlich war ich mit einem Freund, den ich länger nicht gesehen hatte, zu einem Spaziergang verabredet. Ich freute mich schon Tage zuvor darauf. Es waren immer sehr bereichernde Gespräche mit ihm. Nun regnete es stark an dem Tag, und der Treffpunkt war eine Stunde mit dem Auto entfernt. Ich spürte eine aufkommende Lethargie in mir. Sollte ich wirklich fahren? Es war so schön warm und gemütlich daheim. Die Hürde erschien plötzlich so hoch!

Ich erkannte mich nicht wieder. Das passte nicht zu mir. Ich rief kurzerhand bei meinem Freund an, um seine Stimmung zu erfahren. Er sagte, es sei ok, wenn ich nicht käme. In diesen Tagen sei ohnehin so vieles „beliebig“. Ob wir uns heute sähen oder ein anderes Mal, das würde keinen wirklichen Unterschied machen. Das rüttelte mich wach! Ist inzwischen wirklich alles beliebig? Macht es keinen Unterschied mehr, ob wir etwas tun oder nicht tun? Das kann und darf nicht so sein, sagte eine sehr laute Stimme in mir.

Wir trafen uns und sprachen darüber, wie es sich anfühlt in diesen unsicheren Zeiten. Über die Gefühle der Lethargie und der Antriebslosigkeit, die sich seit beinahe zwei Jahren breit machen. Es ist zurzeit nur wenig von dem möglich, was wir alle gerne täten. Unser Sozialleben, unsere Hobbies, unsere Urlaube, Träume und Visionen. Alles weitestgehend auf unbestimmte Zeit ad acta gelegt. Das erzeugt Ohnmacht, Wut, Resignation und Hoffnungslosigkeit. Wir leben sozial isoliert und verlassen immer weniger unsere „Komfortzone“. Abgesehen davon, dass wir nicht wissen, ob sich dieser Verzicht auszahlt, nimmt auch unser Selbstwertgefühl einen erheblichen Schaden. Denn wir lernen nichts Neues dazu und haben wenig Erfolgserlebnisse.

Die Kluft zwischen unseren Interessen und dem Bereich, in dem wir unser Leben selbst bestimmen und gestalten können, scheint immer größer zu werden. Was würde wohl der amerikanische Bestsellerautor Stephen R. Covey (Die 7 Wege zur Effektivität) dazu sagen, würde er noch leben? Ich denke, dass es eine Frage des Blickwinkels ist. Schaue ich auf das, was ich kenne und vermisse, oder schaue ich in eine komplett andere Richtung und suche mir neue Wege. Unserem Gehirn ist es egal, ob es eine Pandemie gibt. Es ist ein Leben lang in der Lage, neue Erfahrungen zu machen, Glückshormone auszuschütten und zu wachsen. Denn es gilt der alte Spruch: Use it or lose it!

Also, nicht der inneren Antriebslosigkeit nachgeben, sondern aufstehen und machen. Selbstwirksam werden. Die Dinge selbst in die Hand nehmen. Dabei sich daran orientieren, was wirklich gut tut. Das können gute Gespräche mit Familie und Freunden sein, viel Bewegung in der Natur, gesunde Ernährung, Spielen und Spaß haben, Sport, eine neue Sprache oder ein Musikinstrument lernen. Eine liebevolle Umarmung. Eine Runde tanzen und laut dazu singen. Kopfstand. Etwas Verrücktes machen, was wir uns noch nie getraut haben, aber schon immer tun wollten.

Das alles ist gut für unser seelisches und körperliches Wohlbefinden. Es werden jede Menge Glückshormone ausgeschüttet und unser Selbstwert wächst. Das beste daran: Es stärkt auch unser Immunsystem. Probieren Sie es aus! Wenn Sie es nicht allein machen wollen, tun Sie sich mit jemandem zusammen. Und wenn es nicht jeden Tag klappt, dann vielleicht jeden zweiten oder dritten. Besser kleine Schritte machen als gar keine. Hauptsache raus aus der Komfortzone und raus aus der Beliebigkeit!