Resilient bleiben in Krisenzeiten – Verstörende Gefühle annehmen
Resilienz ist nicht mehr nur ein Modethema. Spätestens seit der Pandemie – und erst recht seitdem Putin den Krieg über Europa gebracht hat-, geht es genau darum: wie bleiben wir angesichts einer Welt, die auf dem Kopf steht, resilient?! Es gibt keine EINDEUTIGE Definition von Resilienz. Für mich ist es die Widerstandsfähigkeit der Seele, eine gewisse Anpassungsfähigkeit an widrige Umstände und das Wachsen an Krisen. Schon gefühlte tausendmal erprobt ist doch jede Krise eine neue Herausforderung.
Was ich bei KlientInnen, FreundInnen und mir selbst zurzeit beobachte ist ein allgemeiner Schockzustand, eine tiefe Erschöpfung sowie vielfältigste Gefühle von Wut und Ohnmacht bis hin zu resignativen Gefühlen. Das Gefühl, in einem Tunnel zu stecken, dessen Ausgang wir nicht mehr sehen können. Das ist zutiefst beunruhigend und verstörend. Jede und jede reagiert anders darauf.
Und einmal mehr ist es wichtig, für einander da zu sein und einander zuzuhören. Manchmal auch einfach nur die Hand zu halten und dabei zu schweigen. Die verstörenden Gefühle nicht weg- oder klein reden. Weder bei uns selbst, noch bei unserem jeweiligen Gegenüber. Sonst holen sie uns als Depression oder Angststörung an der nächsten Ecke umso heftiger wieder ein.
Ein guter Umgang mit Angst und Trauer ist in unserer Gesellschaft nicht vorgesehen. Die schwer traumatisierte Kriegsgeneration hat größtenteils alles fein säuberlich unter den Tisch gekehrt. Die nachfolgenden Generationen kennen im unmittelbaren Erleben nur den Frieden. Alter, Krankheit und Tod werden solange verdrängt, bis sie uns zwangsläufig einholen.
Durch den Krieg sind wir endgültig aus unserer Komfortzone heraus katapultiert worden. Das will und muss erst einmal verarbeitet werden. Und ja, uns geht es viel besser als den Millionen von Flüchtlingen. Die Relativierung kann eine Hilfe sein. Es darf aber nicht zur kompletten Verdrängung der eigenen Gefühlswelt führen.
Ich wünsche mir sehr, dass es in unserer Gesellschaft einen besseren, menschlicheren Umgang mit Angst, Trauer, Krankheit und dem Tod, der zum Leben dazugehört, gibt. Dann könnten wir uns eher unseren Ängsten stellen, die nur Botschafter unserer allzu menschlichen Bedürfnisse nach Sicherheit, Schutz, Geborgenheit und Verbundenheit sind.
In diesem Sinne, lassen Sie uns achtsam mit unseren Mitmenschen UND mit uns selbst umgehen.