Veränderungen gestalten – an Krisen wachsen
Veränderungen gehören zum Leben dazu. Wenn wir uns nicht laufend verändern und an die Umwelt anpassen könnten, wären wir nicht überlebensfähig. Ganz viele Veränderungen durchlaufen wir unbewusst und meistern sie „wie von selbst“. Andere erleben wir bewusst, gestalten sie proaktiv und erleben sie als positiv. Wir haben uns weiterentwickelt und dazugelernt.
Häufig treten aber auch unvorhergesehene, uns bedrohlich erscheinende Veränderungen in unser Leben und führen zu mittleren bis schweren Krisen. Dann scheint unsere „Komfortzone“ aus den Fugen zu geraten. In der Theorie wäre jetzt besonders wichtig, der Veränderung aktiv zu begegnen und sie bewusst zu gestalten. In der Praxis ist jedoch gerade das nicht möglich, weil wir im Stress oder sogar im Ausnahme- bzw. Angstzustand sind.
Krisen können u.a. durch Job- und Partnerwechsel, schwere Erkrankungen oder z.B. den Verlust von nahestehenden Menschen ausgelöst werden. Seit über 2 Jahren befinden wir uns in einer globalen Dauerkrise, was nie da gewesene Auswirkungen auf unser gesamtes Privat- und Berufsleben hat.
Veränderungen sind wie der Abschied von etwas Vertrautem, Sicherheit gebenden. Aus der Trauerforschung ist bekannt, dass es mehrere Phasen und viele einzelne Schritte braucht, um das Alte loszulassen und das Neue ins Leben zu integrieren.
Eine plötzliche massive Veränderung löst zunächst immer einen Schock aus. Die Energie fällt ab. Als nächstes gehen wir in die Ablehnung. Es braucht eine rationale Einsicht und eine emotionale Akzeptanz. Erst dann können wir uns auf den Weg der aktiven Gestaltung der Veränderung machen. Das ist für jeden Menschen anders und ist abhängig davon, auf welchen Boden der Lebenserfahrungen und Ressourcen die Krise trifft.
Das ist keine lineare Entwicklung, sondern ist geprägt von Fort- und Rückschritten. Das ist in der Regel mit Schmerzen verbunden.
Aus der Traumatherapie ist bekannt, wie wichtig das Thema Sicherheit für uns ist. Nur in einem Gefühl der „Sicherheit“ sind wir bereit, uns auf Veränderungen einzulassen. Derzeit gewinnt das Wort „Sicherheit“ und das damit verbundene Bedürfnis nach „Kontrolle“ eine ganz neue Bedeutung.
Hilfreiche Fragen in diesem Kontext könnten sein:
- Wie gehe ich persönlich mit der allgemeinen und mit persönlichen Krisen um?
- Welche gesunde Haltung kann ich dazu einnehmen?
- Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung?
- Was brauche ich, um innerlich stabil zu bleiben?
Es gibt immer eine Chance, auch ungewollte Veränderungen so zu gestalten, dass es sich am Ende des Tages positiv anfühlt und wir daran wachsen können.
Ich wäre nicht der Mensch, der ich heute bin mit all meinen Möglichkeiten ohne die vielen schmerzhaften Krisen, die ich in meinem Leben allein und mithilfe von liebevoller Unterstützung bewältigt habe. Dafür bin ich sehr dankbar.